Das iPhone 5 und die Evolution der Bildschirmgröße

Die anderen Hersteller machen es vor – und Apple zieht nach. Dieser Eindruck drängt sich in Bezug auf die Größe des Bildschirms des neuen iPhone 5 auf. Doch wer das meint, verkennt die Pionierleistung Apples, die sich die anderen erspart haben.

Apple hat den Sprung gewagt: Statt der bisherigen 3,5-Zoll-Einheitsgröße präsentiert sich künftigen Nutzern des neuen iPhone 5 ein 4 Zoll großes Display. Zugelegt hat das neue Smartphone freilich nur in der Höhe. Die Breite hat Apple so belassen. Zugunsten des 16:9-Seitenverhältnisses, heißt es. Und weil das iPhone dadurch ein Handschmeichler sei. Vor allem aber kommt Apple damit den Appentwicklern entgegen, die aufgrund des Höhen-Upgrades meist nur kleinere Veränderungen vornehmen müssen. Für sie ist es schlimm genug, dass die Einheitsgröße, die Apple seinen Mitbewerbern stets voraus hatte, geopfert wurde.

Auf den ersten Blick scheint es, als wenn Apple dem Druck des Marktes nicht stand gehalten hat. Vor allem die Hersteller von Android-Smartphones suchten ihr Wohl in größeren Geräten, um sich vom iPhone abzuheben. Sie lockten die Nutzer mit einer besseren Nutzbarkeit. Jüngste Geräte, wie das Samsung Galaxy S3, sind schon fast kleine Tablets. Gerade Nutzer, die sich nicht zwei mobile Gadgets kaufen möchten, sehen darin einen Königsweg. Und die Strategie scheint aufzugehen: Obwohl diese riesigen Smartphones in keine Westentasche mehr passen, verkaufen sie sich gut. Viele Nutzer schätzen diese riesigen Bildschirme.

Der Vorwurf, Apple habe sich größeren Bildschirme einfach nur nachgemacht, greift allerdings zu kurz. Die Frage, warum der US-Konzern nicht schon viel früher die Displaygröße hochgesetzt hat, ist leicht zu beantworten: Ein solch riesiges Smartphone hätte sich 2007 niemals so gut verkauft.

Erinnern wir uns dazu einmal daran, wie die Mobilfunkwelt zu dieser Zeit noch aussah. Einer Mehrzahl an Nutzern waren Internetanwendungen fremd. Die meisten nutzten Handys für Telefonie und SMS. Datenanwendungen waren zum einen teuer, zum anderen bereiteten die Geräte buchstäblich kaum Vergnügen und waren somit vor allem der Geschäftswelt vorbehalten.

Mit dem iPhone hat Apple nicht nur der Gerätegattung Smartphone zum Erfolg verholfen, sondern vor allem das Nutzungsverhalten im Mobilfunk grundlegend verändert. Skeptiker führten vor allem die Größe des Displays als Kritikpunkt an und konnten sich kaum vorstellen, ihren kompakten Slider oder ihr Klapphandy dafür herzugeben. In solch einem Klima ein noch größeres Smartphone zu verkaufen, wäre 2007 zum Scheitern verurteilt gewesen.

Mit der Festlegung auf 3,5 Zoll hat sich Apple selbst ein Korsett angelegt, aus dem der Konzern jahrelang nicht herausschlüpfen konnte. Der Erfolg des App Stores ist auch ein Ergebnis der konsequenten Hardwarepolitik. Entwickler haben verlässliche Parameter vorgefunden. In der Androidwelt herrscht hingegen Wildwuchs: Bei der Hardware gleichermaßen wie bei der Software.

Ob die Welt auf ein Vier-Zoll-iPhone wirklich gewartet hat, bleibt ungeachtet dessen eine berechtigte Frage, die erst zu klären ist, wenn die Nutzer Gelegenheit haben, dieses Gerät selbst einmal in die Hand zu nehmen.

 

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