Sex sells – wie die sozialen Netzwerke Pornos lieben lernen

Facebook macht Schlagzeilen.
Facebook macht Schlagzeilen.

Es ist widersinnig: Das gleiche soziale Netzwerk, das mit der #aufschrei-Kampagne gerade für Positivschlagzeilen im Kampf gegen den Sexismus sorgt, profitiert zeitgleich massiv von Pornoklicks. Doch Twitter ist damit nicht alleine. Sex sells – nur Apple wahrt standhaft die Moral. Manchmal auch mehr, als den Anwendern lieb ist.

Twitter hat ein Porno-Problem, titelte der österreichische Kurier. Doch ist es wirklich ein Problem für Twitter, dass seine Sechs-Sekunden-Video-App Vine neben allerlei Spaßvögeln auch die Freunde nackter Tatsachen anzieht?

Viele haben durch die Schlagzeilen vermutlich erst erfahren, dass das soziale Netzwerk über den Hashtag #porn längst ein großer Fundus von entsprechenden Filmchen und Links ist. Das verspricht Zulauf. Wie viele nach den Berichten Twitter erstmals besucht haben, bleibt das Geheimnis des US-Netzwerks.

Dass bei den Anbietern Kalkül dahinter steckt, um ihre Benutzerzahlen weiter nach oben zu treiben, ist sicherlich übertrieben. Doch effektiver Jugendschutz und Maßnahmen dagegen sehen auch anders aus. Die Portale lassen vieles geschehen.

So muss es den Anwender ja eigentlich auch wundern, dass es die Facebook-App „BangWithFriends“ überhaupt in das soziale Netzwerk geschafft hat. Wie Allfacebook.de darlegt, verstößt das Programm, das anonym One-Night-Stands mit Facebook-Freunden vermittelt, gegen mehrere Richtlinien. Doch die Berichte darüber dürften ein riesiger Magnet für das soziale Netzwerk sein. Dumm nur, wer sich dort einträgt, und nach Freischaltung der neuen Graph Search-Funktion irgendwann geoutet wird.

Ganz zu schweigen von Poke, einer Facebook-App, die geradezu zum so genannten Sexting, dem Verschicken von Nacktbildern, ermuntert und damit gegen Snapchat antritt.

Alleine Apple greift rigoros durch. Die Kalifornier sind dafür bekannt, bei vielen Gelegenheiten zu überziehen, so etwa mit der 500px-App, die kurzerhand aus dem App Store verbannt wurde und jetzt zurückgekehrt ist.

Andererseits sind Snapchat und Poke ohne Einschränkungen als Apps im App Store vertreten – nun sind diese Programme per se ja auch nicht anrüchig, auch wenn Google-Recherchen ergeben, dass viele Anwender sie augenscheinlich dafür einsetzen.

Hier zeigt sich die große Schwierigkeit für die Anbieter, regulierend einzugreifen, ohne selbst negativ als Zensor in Verruf zu geraten. Andererseits müssen Facebook, Twitter & Co. aufpassen, nicht zu sehr in Verruf zu geraten. Denn die aktivsten Nutzer sind meist jugendlich – wenn die Plattformen in der Öffentlichkeit als allzu anrüchig wahrgenommen werden, dürfte in mancher Familie sicher das eine oder andere Verbot ausgesprochen werden. Der schnelle Nutzergewinn würde damit einen Nutzerverlust zur Folge haben.

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