WWDC 2013 – Apple läuft mit OS X Mavericks und iOS 7 zur Höchstform auf

Ein gutes Gefühl: iOS 7   Foto: (c) Apple
Ein gutes Gefühl: iOS 7 Foto: (c) Apple

Der Star der Keynote der World Wide Developer Conference (WWDC) 2013 von Apple steht fest: Craig Federighi. Der Nachfolger von Scott Forstall als Softwarechef wirkte spontan, lässig, humorvoll. Klar: Die Witze, wie den Sea Lion als OS X-Nachfolger, hatten ihm natürlich die Marketingstrategen vorher ins Handbuch geschrieben. Trotzdem stellte Federighi all jene in den Schatten, die ihre Skripte auch von PR-Strategen verfasst bekommen haben dürften, sei es Apple-Chef Tim Cook oder Phil Schiller.

Und Federighi war Inbegriff des Gefühls, das dieser Abend (oder Morgen – je nach Ortszeit) versprühte: Apple läuft endlich wieder zur Höchstform auf. Die Verkrampftheit nach der Neuordnung durch den Tod von Steve Jobs, die internen Machtkämpfe – all dies soll der Vergangenheit angehören. Es macht den Verantwortlichen augenscheinlich wieder mehr Spaß, radikal neue Konzepte zu entwickeln. Und diese Freude ist ansteckend.

Der Idealismus, Soft- und Hardware besser zu machen, ist nicht mehr nur ein Lippenbekenntnis von Cook, wenngleich er dies in gewohnter Manier auch diesmal wieder und wieder betonte. Es nimmt nun aber endlich auch wieder Gestalt an, in dem neuen OS X Mavericks, in dem radikal erneuerten iOS 7 oder im Mac Pro, der alle überrascht haben dürfte. Fehlte nur noch das „One more thing“, um dem ganzen die Krone aufzusetzen.

Überhaupt: Überraschungen. Lange hatte Apple damit zu kämpfen, dass alle Neuheiten vorher ausgeplaudert wurden. Die diesjährige Keynote steckte hingegen voller Überraschungen. Klar, vom i(Tunes) Radio haben wir alle schon mal gehört. Auch das schlichte Design von iOS 7 war abzusehen. Trotzdem waren viele Features  neu, vorher bestenfalls höchst spekulativ und insbesondere der Mac Pro sorgte für ein kräftiges Aha-Erlebnis. Wäre er erst im Herbst präsentiert worden, wäre der Überraschungseffekt wohl nicht mehr so gelungen.

Da traf es sich gut, dass Apple die Keynote auch live übertragen hat. Damit wurde all den Livebloggern die Deutungshoheit weggenommen, die sie gerne gegenüber ihren Lesern ausüben. Kein: Das wussten wir ja schon. Oder unnötige Einschätzungen. Das pure Apple-Erlebnis bereitete große Freude. Und die Präsentation war es nach eher lahmen Veranstaltungen in den vergangenen Monaten absolut wert, live gesehen zu werden.

So hat uns Apple endlich mal wieder mit einem Gefühl der Euphorie und des Sofort-haben-wollens aus einer Keynote entlassen. Ob iOS 7 im Alltag gefällt, wird sich zeigen. Im ersten Moment macht es aber neugierig. Und Apple hat vieles aufgegriffen, was von Nutzern seit mehreren iOS-Versionen als überfällig angesehen wurde, wie die schneller erreichbaren Einstellungen, richtiges Multitasking und automatische Updates.

Auch der App-Markt ist um einige Geldmaschinen ärmer: Taschenlampen-Apps und Passwortmanager werden jetzt wohl einen heftigen Einbruch erleben.

Schön ist auch, dass OS X Mavericks augenscheinlich wieder einen eigenständigen Desktop-Weg einschlägt. Das Redesign von iOS lässt das Computerbetriebssystem (erstmal) kalt. Der Drang Apples, das mobile und das stationäre Betriebssystem anzugleichen, ist offenbar verloren gegangen. Vielleicht hat auch die Bauchlandung Microsofts mit Windows 8 zu dieser Erkenntnis beigetragen. Gemeinsamkeiten – wie Maps und iBooks – gibt es neu dort, wo sie sinnvoll sind. Das neue Ordnungssystem mit Tags ist hingegen ein Beispiel für eine Funktion, die auf dem Desktop Sinn macht, auf dem mobilen Gerät (mangels offenen Dateisystems) aber nicht.

Nein, wir wollen diese Produktvorstellungen nicht glorifizieren, ohne sie vorher gründlich in Augenschein genommen zu haben. Aber das Gefühl, das dieser Abend vermittelte, stimmte.

Und das ist viel wert.

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