iOS 7: Neues Design weckt gemischte Gefühle

Nach den positiven ersten Eindrücken des Vortags geht es nun für alle Zuschauer der Apple Keynote auf der WWDC in die Details. Im Fokus steht dabei natürlich vor allem iOS 7, das mit allerlei neuen Funktionen, vor allem aber mit einem massiven Redesign von sich reden macht.

Die Debatte über das neue Design von iOS 7, also über der Konflikt der Führungskräfte Ive vs. Forstall, war ja schon entbrannt, bevor Apple überhaupt zu seiner gestrigen Keynote auf der WWDC eingeladen hatte. Scott Forstall, der frühere iOS-Entwicklungschef, stand wie Steve Jobs für das bisherige, etwas konservativ daherkommende Design, den so genannten Skeuomorphismus, also die Verwendung von Designelementen wie Holz und Leder. Ive galt als Verfechter des Flat Designs, was sich nun bestätigt hat.

Nun lässt sich über Geschmack bekanntlich trefflich streiten und meine persönliche Meinung ist, dass Jobs und Forstall es bei einigen Apps wie der „Freunde finden“-App und besonders der „Podcasts“-App mit ihren  Retroelementen übertrieben haben. Das Aussehen ging zulasten der Bedienung – das darf nicht passieren. Andererseits gibt es auch viele charmante Elemente. Die wenig genutzte „Passbook“-App mit ihrem Schredder sorgte bei mir eher für ein Schmunzeln, während andere sie verdammten.Die meisten Standardelemente des UI waren angenehm anzusehen. Da gab es nichts auszusetzen.

Das neue Design wird – das war abzusehen – ebenfalls Freunde und Feinde haben. Insgesamt hinterlässt es, soweit sich das nach einem Tag beurteilen lässt, einen gemischten Eindruck. Vieles, wie die neue Wetter-App, wirkt ansprechend und ist eine überfällige Anpassung an das, was Android und andere besser können und längst machen. Anderes, wie der Homescreen, ist für mich eher eine Designsünde. Das hellgraue Layer hinter den Schnellstartlinks sieht farblich unappetitlich aus und die neuen Icons erinnern eher an ein Kindertelefon.

Das sind natürlich subjektive Eindrücke, doch meines Erachtens gibt es beim Design auch eine objektive Komponente: Das iPhone war und ist auch für viele Geschäftsleute erste Wahl. Das bisherige Design war vielleicht nicht das modernste, aber für junge, hippe Leute durchaus akzeptabel. Umgekehrt strahlte es eine Seriosität aus, die es auch für den Business-Bereich tauglich machte. Kann sich jemand einen Anzugträger vorstellen, der mit dieser Kinderhandy-Optik in der Öffentlichkeit zeigen möchte? Schwerlich. Diese Anbiederung Apples an das Jungvolk könnte im Business-Bereich zum Bumerang werden.

Problematisch ist hierbei sicher auch der exzessive Gebrauch von Farben. Der weitgehende Verzicht auf Abgrenzungen und Kontraste soll durch das Kunterbunte kompensiert werden. Die Aussage, Jony Ive passe iOS an seine Gerätedesigns an, wird hier eher ins Gegenteil verkehrt. Ives Geräte kommen schlicht und dezent daher. Das neue iOS wirkt stellenweise farbenüberladen, unnötig knallig und schlichtweg irritierend – zumindest was den Homescreen betrifft.

In den Apple-Apps stellt sich das Bild schon ganz anders dar. Dort sind die neue Typografie und die Reduzierung auf das Wesentliche vielfach ansprechender gelöst.

Der erste Eindruck ist allerdings, dass dieses neue iOS seinen Vorgänger optisch nicht in den Schatten stellt. Es ist nicht so, dass ich nur noch dieses neue iOS 7 haben möchte und die Tage zähle, das alte Design endlich los zu werden.  Ganz im Gegenteil! Ich werde mir erstmals ernsthaft überlegen, ob und wenn ja, wann ich den Umstieg auf das neue iOS im Herbst nach seinem Erscheinen vollziehe, weil ich nicht weiß, ob ich damit wirklich glücklich bin. Es wird eine schwere Entscheidung, denn die neuen Funktionen sehen großartig aus.

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