Der 4G-Etikettenschwindel

Apple hat in mehreren Ländern die Bezeichnung 4G durch Cellular ersetzt. Vor allem in Australien liefen Verbraucherschützer Sturm, weil das neue iPad dort – wie in Deutschland – gar nicht die dortigen LTE-Frequenzen beherrscht. Jetzt regt sich Kritik an den Verbraucherschützern, die Apple zu diesem Schritt veranlassten.

Florian Schimanke fasst sich an den Kopf. Zwar halte er Verbraucherschutz für sinnvoll und wichtig, schrieb er am Sonntag in seinem Blog, doch die Diskussion darum, ob Apple fälschlich die Bezeichnung 4G beim neuen iPad verwendet, hält er für vollkommen überzogen. Die Verbraucher sollten sich schließlich vor dem Kauf mit dem Gerät auseinander setzen.

Nun ist es in der Tat so eine Frage, warum ausgerechnet Apple all die 4G-Kritik auf sich zieht, wo doch in den USA alle – Netzbetreiber wie Handyhersteller – Etikettenschwindel mit der so genannten vierten Mobilfunkgeneration treiben. AT&T verkauft etwa HSPA als 4G, obwohl es nur eine andere Spielart von 3G ist, also von UMTS. Mit 4G ist gemeinhin LTE (Long Term Evolution) gemeint, wenngleich auch LTE nicht gleich LTE ist und die Landschaft der Standards und Bezeichnungen immer undurchschaubarer wird. Es wird eigentlich höchste Zeit, dass endlich mal wie beim DSL-Anschluss Mbit-Zahlen ins Spiel kommen – der Unterschied ist nur, dass beim Mobilfunk auch Latenzzeiten eine große Rolle spielen. Auf jeden Fall hat der normale Mobilfunkkunde längst aufgehört, zu verstehen, was mit den Kürzeln gemeint ist.

Beim neuen iPad geht es gar nicht darum, dass 4G in einem falschen Zusammenhang verwendet wird, sondern darum, dass Apple das iPad auch in Ländern als 4G-fähig anpreist, in denen die LTE-Netze auf anderen Frequenzen funken (so wie in Deutschland).

Dass Apple den Zorn der Verbraucherschützer stellvertretend für eine ganze Branche auf sich zieht, hat zum einen damit zu tun, dass Apple immer bedeutender in der IT-Welt wird. Zum anderen agiert der Konzern aus Cupertino international – und in anderen Ländern werden PR-Versprechen mitunter enger gesehen als in den USA.

Warum aber ärgerlich darüber sein, dass Apple 4G nicht mehr verwendet (in Deutschland ist es übrigens bei 4G geblieben)? Laut Florian Schimanke soll 4G außerhalb der USA kaum bekannt sein – das mag, was die Mehrheit der Bevölkerung angeht, zutreffen. Doch gerade für den Teil der Technikinteressierten, denen 4G ein Begriff ist, ist es ärgerlich, wenn er in einem verwirrenden Zusammenhang verwendet wird.

Es kann und sollte nicht im Interesse der Verbraucher liegen, dass es erst Recherchen bedarf, um herauszufinden, ob Features auch hierzulande funktionieren.

„iPad Cellular“ – Apple benennt neues iPad um – Flo’s Weblog | Apple News and more….

Das neue iPad und 4G: LTE-Gate?

Der Unmut darüber, dass die LTE-Unterstützung des neuen iPad nicht für Deutschland gilt, ließ nicht lange auf sich warten.

Sascha auf Netbooknews:

Ja, jetzt kommt sogar ein richtig dickes aber, welches offenbar zwischen all den Jubelhymnen niemanden mehr interessiert: Apple verarscht die deutschen Kunden nach Strich und Faden (…)

Bloed nur, dass “4G” in dicken Lettern ueber der Werbung prangt und damit dem User das Potential eines nicht vorhandenen LTE-Netzwerks vorgaukelt.

Ein verantwortungsvoller Käufer sollte sich allerdings vor dem Kauf eines neuen iPad auch mal fragen, ob 4G in seiner Region überhaupt schon zur Verfügung steht, bei welchem Anbieter und was das überhaupt kostet.

Ohne Frage: Schön ist es natürlich nicht, dass Deutschland bei 4G abgekoppelt wird. Im Schlimmstfall wird es einige Zeit dauern, bis auch Geräte für die hiesigen LTE-Netze zur Verfügung stehen. In Amerika mussten ja in den vergangenen Jahren Verizon-Kunden einen langen Atem haben.

Veräppeln – in diesem Zusammenhang übrigens ein interessantes Wortspiel -lassen sich aber nur jene, die blind kaufen. Im Gegensatz zum Retina Display ist 4G schließlich kein Feature, das automatisch nach dem Kauf zur Verfügung steht. Dass Apple damit wirbt, dass das Gerät 4G beherrscht, ist somit legitim.

iPad: LTE (4G) funktioniert nicht in Deutschland

Ein großes neues Feature des neuen iPad ist in Deutschland – zumindest vorerst – wertlos: Die LTE-Unterstützung funktioniert hier nicht, weil in den USA auf anderen Frequenzen gefunkt wird.

Hayo Lücke, Basic Thinking:

Was ich an dieser Stelle aber unbedingt noch einmal klarstellen möchte: ja, das neue iPad ist mit einem LTE-Chip ausgestattet, aber nein, ihr werdet nicht in den deutschen LTE-Netzen damit surfen können.

Nun muss der geneigte Nutzer aber auch erstmal ein LTE-Netz in Deutschland finden. Vom Ausbaugrad der USA sind wir noch weit entfernt, weshalb es sowieso fraglich ist, wer hierzulande das neue Gerät vornehmlich der 4G-Unterstützung wegen bestellt.

Ärgerlich ist die fehlende Unterstützung aber trotzdem, weil das neue iPad für 4G der Motor hätte sein können, der die Smartphones vor ein paar Jahren für den UMTS-Ausbau waren.