Mountain Lion vs. Windows 8

Kurz nach Bekanntwerden der neuen OS X-Version 10.8 (Mountain Lion) begannen bereits die Mutmaßungen: Reagiert Apple mit der schnellen Erscheinungsweise auf Windows 8, das am 29. Februar in den öffentlichen Betatest startet? Auch wenn der Zusammenhang nahe liegend erscheint, ist er doch falsch: Die Motivation der beiden Konzerne ist grundverschieden.

Für Microsoft geht es mit Windows 8 um den Eintritt in den Tablet-Markt. Mit Windows Phone 7 haben die Redmonder ein zartes Pflänzchen herangezogen, um in den Smartphone-Markt einzutauchen. Windows 8 soll eine Brücke zwischen Desktop und Smartphone schlagen. Der Bekanntheitsgrad und die Verbreitung von Windows sollen es erleichtern, dass Microsoft sehr schnell einen großen Marktanteil im Tablet-Markt erreicht.

Wenn also die Logik die ist, dass Apple auf Windows 8 reagiert, müsste eigentlich rasch eine neue Version von iOS erscheinen und nicht von OS X. Fakt ist: Apple führt den Tablet-Markt mit dem iPad nach wie vor ungeschlagen an. Während Google bei den Smartphones dank diverser Hersteller leichtes Spiel hatte, in punkto Quantität die Nase vorn zu haben, hinken Android-Tablets weiterhin dem iPad hinterher.

Welche Gefahr droht Apple durch Windows 8?

Ein anderes Argument, das gegen einen Zusammenhang zwischen Mountain Lion und Windows 8 spricht, ist die Frage, welche Gefahr Apple durch Microsoft droht. Die Annäherung von OS X an iOS ist für viele Mac-Nutzer beileibe kein Argument gewesen, vom PC auf den Mac zu wechseln. Ganz im Gegenteil: Es gibt nicht wenige Nutzer, die diese Verbindung zwischen Mobil und Stationär durchaus skeptisch betrachten. Die klassischen Wechselargumente werden durch Windows 8 nicht berührt, bzw. es ist noch schwer absehbar, ob es etwas daran ändern wird: Diese Punkte sind die Absturzsicherheit, die Geschwindigkeit und die Übersichtlichkeit des Macs, die dieser jedem Windows-PC voraus hat. Zwar hat Microsoft mit Windows 7 diese Argumente etwas abschwächen können. Doch unter dem Strich bleibt der Mac in diesen Punkten überlegen.

Was also treibt Apple an, schon ein Jahr nach Lion die nächste Version zu veröffentlichen?

Die Antwort darauf hat vermutlich mit dem erklärten Ziel von Lion und Mountain Lion zu tun, der Angleichung von OS X und iOS. Mountain Lion wird nicht nur weitere Apps wie Reminder, Notes und Messages auf den Mac bringen, sondern auch den Updatezyklus angleichen. Künftig, das war bereits zu lesen, sollen OS X-Versionen wie iOS  jährlich erscheinen. Neue Funktionen in iOS könnten so schneller auch auf dem Mac zur Verfügung stehen.

Mountain Lion: Die iOS-ifikation von Mac OS X

Apple hat heute überraschend die nächste große Version von Mac OS X vorgestellt. Mountain Lion (10.8.) setzt den mit Lion eingeschlagenen Weg fort, Funktionen und Apps des mobilen Betriebssystem iOS auf Notebooks und stationäre Computer zu übertragen. Entwickler kommen schon jetzt in den Genuss der Betaversion. Das finale Release soll im Spätsommer im Mac App Store verfügbar sein.

Amüsant ist an der heutigen Pressemitteilung vor allem, dass es Apple mitten im iPad-Spekulationsfieber gelungen ist, die Fachwelt zu überraschen. Zwar waren namhafte Blogger schon vor Tagen ins Vertrauen gezogen worden, doch gerade deshalb durften und wollten sie nicht vorab über Mountain Lion berichten. In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, dass Apple nicht den Weg einer Pressekonferenz wählte, sondern dieses Update sozusagen „auf dem kleinen Dienstweg“ bekannt machte. Wie das genau verlief, ist bei Daring Fireball nachzulesen.

Was aber soll man vom Berglöwen halten? Ein Urteil darüber ist sicherlich verfrüht, doch muss man schon den Hut davor ziehen, dass Apple trotz aller Kritik an Lion den Weg, iOS und Mac OS zu vereinen, weiter beschreitet. War Lion vor allem ein Übernehmen der Steuerungsfunktionen, geht Mountain Lion einen großen Schritt weiter, indem es Althergebrachtes durch Apps aus der iOS-Welt ersetzt. Das ist ein radikaler Schritt, der mit Risiken behaftet ist.

Auf den ersten Blick erscheint es naheliegend, Apps wie Notes, Game Center, AirPlay Mirroring und Reminder auch auf den Mac zu bringen. Wie bei Lion muss sich das Ganze aber erst noch im täglichen Gebrauch als wirklich sinnvoll erweisen.

Hier das Promo-Video, das Apple veröffentlicht hat:

Und hier die Pressemitteilung in Auszügen:

Apple hat heute eine Entwickler-Vorschau von OS X Mountain Lion herausgegeben. Die neunte große Version des weltweit fortschrittlichsten Betriebssystems bringt beliebte Apps und Eigenschaften vom iPad auf den Mac und beschleunigt das Tempo der Innovationskraft von OS X. Mountain Lion führt sowohl Messages, Notes, Reminders und Game Center als auch Notification Center, Share Sheets, Twitter-Integration und AirPlay-Mirroring auf dem Mac ein. Mountain Lion ist die erste Version von OS X, die im Hinblick auf iCloud konzipiert ist und auf ein einfaches Set-Up und eine einfache Integration von Apps abzielt. Mit der Entwickler-Vorschau von Mountain Lion wird außerdem Gatekeeper vorgestellt, eine revolutionäre Sicherheitsfunktion, die dabei hilft sich vor schadhafter Software zu schützen, in dem es dem Anwender die vollständige Kontrolle darüber gibt, welche Apps auf dem Mac installiert sind. Die Entwickler-Vorschau von Mountain Lion ist ab heute für Mitglieder des Mac Developer Program verfügbar. Mac Anwender werden ab dem Spätsommer 2012 über den Mac App Store auf Mountain Lion aktualisieren können.

„Der Mac ist sehr erfolgreich, wächst nun schon seit 23 Quartalen kontinuierlich schneller als der PC und mit Mountain Lion werden die Dinge sogar noch besser,“ sagt Philip Schiller, Senior Vice President Worldwide Product Marketing von Apple. „Die Entwickler-Vorschau von Mountain Lion erscheint gerade einmal sieben Monate nach der unglaublich erfolgreichen Einführung von Lion und unterstreicht das rasante Tempo bei der Entwicklung des weltweit fortschrittlichsten Betriebssystems für Personal Computer.“

Die Entwickler-Vorschau von Mountain Lion verfügt über die vollständig neue Messages-App, die iChat ersetzt und es ermöglicht, unbegrenzt Nachrichten, qualitativ hochwertige Fotos und Videos direkt von einem Mac zu einem anderen Mac oder einem iOS-Gerät zu senden. Messages wird auch weiterhin AIM, Jabber, Yahoo! Messenger und Google Talk unterstützen. Ab heute können Anwender eine Beta-Version von Messages unter www.apple.com herunterladen. Die finale Version wird mit Mountain Lion verfügbar sein. Reminders und Notes helfen dabei eigene Aufgaben über alle Geräte hinweg zu erstellen und zu verfolgen. Game Center ermöglicht das Spielerlebnis auf dem Mac zu individualisieren, neue Spiele zu entdecken und Freunde zu Multiplayer-Spielen in Echtzeit herauszufordern, ganz unabhängig davon ob sie Mac, iPhone, iPad oder iPod touch haben.

Mountain Lion zeigt Benachrichtigungen in eleganter neuer Art und Weise an und Notification Center ermöglicht einfachen Zugriff auf Hinweismeldungen aus Mail, Calendar, Messages und Reminders, zu System-Updates sowie aus Apps von Drittherstellern. Share Sheets erleichtert systemübergreifend das Teilen von Links, Fotos und Videos, welche direkt aus Apps von Apple oder Drittanbietern stammen. Twitter ist voll und ganz in Mountain Lion integriert, sodass nach einmaliger Anmeldung, direkt aus Safari, Quick Look, Photo Booth, Vorschau und Apps von Drittanbietern getwittert werden kann. Mountain Lion führt außerdem AirPlay-Mirroring ein, ein einfacher Weg um drahtlos einen sicheren 720p-Videostream von dem, was auf dem Mac ist, mit Hilfe von Apple TV an einen HD TV zu senden.

Über 100 Millionen Anwender haben iCloud-Accounts und mit Mountain Lion wird es einfacher als jemals zuvor iCloud einzurichten und auf Dokumente über alle Endgeräte hinweg zuzugreifen. Mountain Lion nutzt die Apple-ID um automatisch Contacts, Mail, Calendar, Messages, FaceTime und Find My Mac zu konfigurieren. Das neue iCloud Documents schickt sämtliche Änderungen auf alle Endgeräte, sodass Dokumente immer auf dem aktuellen Stand sind. Außerdem hilft eine neue Schnittstelle Entwicklern dabei, dokumentbasierte Apps mit iCloud kompatibel zu machen.

Gatekeeper ist eine revolutionäre neue Sicherheitsfunktion, die dem Anwender Kontrolle darüber verschafft, welche Apps auf den Mac heruntergeladen und installiert werden können. Es besteht die Auswahlmöglichkeit Apps aus jeglicher Quelle zu laden, so wie man das heute auf dem Mac macht, oder die sicherere Standardeinstellung zu nutzen, um Apps aus dem Mac App Store zusammen mit Apps von Entwicklern, die eine persönliche Entwickler-ID haben, zu laden. Für ein Höchstmaß an Sicherheit kann Gatekeeper so eingestellt werden, dass einzig der Download und die Installation von Anwendungen aus dem Mac App Store erlaubt wird.

Die plötzliche Ankündigung ist ein großes Diskussionsthema in der Apple-Welt, unter anderem auch im Techfacts Apple Forum.

Die vollständige Pressemitteilung:
http://www.apple.com/de/pr/library/2012/02/16Apple-Releases-OS-X-Mountain-Lion-Developer-Preview-with-Over-100-New-Features.html 

Mac OS X auf ARM-Prozessoren

Seit Ende vergangenen Jahren geistern vermehrt Meldungen durch das Internet, dass Apple einen erneuten Prozessorwechsel planen könnte. Dieses Mal sollen die Intel-Prozessoren durch ARM-Chips ersetzt werden. Neue Nahrung haben die Gerüchte durch eine Bachelor-Arbeit erhalten, in der ein solches ARM-Projekt detailliert beschrieben wird.

Dass die ARM-Chips aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften eine Faszination auf die IT-Hersteller ausüben, steht außer Frage. Nicht ohne Grund dominieren die Prozessoren die Welt der mobilen Geräte. Selbst Microsoft will sich mit Windows 8 der ARM-Welt nicht mehr versperren. Entsprechend wird es für möglich gehalten, dass auch Apple sein Desktop-Betriebssystem künftig für ARM-Chips anbieten könnte, zumal es Geräte wie das MacBook Air gibt, die in ihrer Charakteristik irgendwo zwischen mobilen Geräten und dem klassischen Desktop/Notebook stehen.

Die Bachelor-Arbeit von Tristan Schaap, der als Praktikant bei Apple gearbeitet hat, zeigt einige technische Schwierigkeiten auf, die – bei entsprechendem Willen – jedoch sicher zu überwinden wären.

Entscheidender ist hingegen die Frage, ob Apple das nötige Know-how nicht längst besitzt oder mehr noch: Ist Apple nicht sogar mit einer Portierung seines Betriebssystems Wegbereiter für ARM-Prozessoren gewesen? Auf diese Fragestellung weist „The Verge“-Chefredakteur Joshua Topolsky hin. Die ganzen Mutmaßungen machen aus verschiedenen Gründen keinen Sinn, schreibt er. Einer der wichtigsten Gründe sei dabei, dass große Teile von OS X mit iOS längst portiert wurden. OS X läuft also längst auf iPhones, iPads und auf dem iPod Touch.

Ob Mac OS X künftig auf ARM läuft, ist folglich keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.

There’s no ’secret project‘ to port OS X to ARM, because it already exists | The Verge.