Mit den Apple Stores, die dieser Tage ihr zehnjähriges Bestehen feiern, ist es wie mit dem Huhn und dem Ei: Wer bedingt wen? Wessen Erfolg war zuerst da? Haben im Falle Apples die Produkte die Stores beflügelt oder die Stores den Verkauf der Produkte? Vermutlich liegt die Antwort irgendwo in der Mitte. Gleichwohl sind die Apple Stores weiterhin ein Privileg großer Städte. iPhones, iPad und iMacs erfreuen sich aber auch in der Provinz großer Beliebtheit. Damit ist der Erfolg Apples nicht alleine von dem Store-Konzept abhängig. Und ohne gute Produkte gäbe es auch keinen Erfolg. Man muss das vermutlich eher additiv sehen: Gute Beratung in einem Geschäft ist das Sahnehäubchen bei ohnehin guten Produkten.
Das Lustige (oder für den restlichen Einzelhandel traurige) am Erfolg der Apple Stores ist, dass das revolutionäre Konzept daraus besteht, Kunden zu beraten und bei Problemen an die Hand zu nehmen. Nun mag der eine oder andere zu viel Betreuung auch als anstrengend empfinden. Manchmal möchte man ja einfach nur mal schauen. Aber im Grundsatz ist es der richtige Weg.
Zum 10-jährigen Bestehen hat sich Apple nun etwas einfallen lassen, um den revolutionären Geist aufzufrischen. Großes war erwartet worden: Die Installation des nächsten OS X-Betriebssystems Lion war bei Bloggern gar im Gespräch, obwohl es sehr merkwürdig gewesen wäre, ein unfertiges System ausgerechnet dort auszustellen, wo Konsumenten fertige Produkte kaufen wollen. Die Erwartungen waren wohl so hoch, dass die tatsächliche Neuerung auf den ersten Blick nicht mehr wie ein großer Wurf erscheint: Statt gedruckter Preisschilder werden nun iPads eingesetzt. Man kann das durchaus merkwürdig finden, ein paar Cent teure Papierschilder durch mehrere hundert Euro teure Tablet-Computer zu ersetzen. Dafür gibt es nun mehr Interaktivität, mehr Informationen und sogar die Möglichkeit, einen Ladenmitarbeiter per Knopfdruck anzusprechen.
Auf den ersten Blick erweckt das Kopfschütteln, doch möglicherweise hat Apple hier wieder einmal ein Defizit im Einzelhandel entdeckt. In manchen Elektronikmärkten kann das Aufspüren eines fachkundigen Beraters zum Glücksspiel werden. Die Tatsache, dass man einen Ladenmitarbeiter findet, heißt ja nicht, dass der auch Ahnung hat. Und mit Infos zu den ausgestellten Produkten ist das vielerorts auch so eine Sache. Es gibt Elektronikmärkte, in der eine Reihe Blu-ray-Player lediglich mit dem immer gleichen Etikett „Blue-ray-Player“ (sic!) und dem jeweiligen Preis versehen werden. Wie der Kunde an weitere Infos kommt, ist dann seine Sache.
Wie gesagt: Ob es dafür iPads braucht, ist eine andere Sache. Eine interessante Idee ist es aber allemal und vielleicht beispielgebend für den restlichen Einzelhandel.