Die Telekom bietet ihren Mobilfunkkunden künftig ein neues Extra: Für zehn Euro im Monat können sie den Musikstreamingdienst Spotify unbegrenzt auf ihren Handys nutzen – ohne Anrechnung der Musikübertragungen auf das Datenvolumen. Was schön klingt, stößt auf Kritik: Indem bei Datenübertragungen mit zweierlei Maß gemessen wird, fällt die Netzneutralität. Künftig könnten Netzbetreiber auch bei YouTube und anderen Services zusätzlich zulangen.
Jürgen Vielmeier auf Basic Thinking:
Im Nachhinein muss ich meine Euphorie also zurücknehmen. Es ist toll, dass ein Netzbetreiber den Schritt geht und einem datenintensiven Dienst die Möglichkeit gibt, sich freier zu entfalten. Allerdings kommt dies unter den falschen Voraussetzungen zustande. Der einzig richtige Weg im Sinne der Netzneutralität, auch wenn der in der heutigen Tarifwelt utopisch klingt: Ein Mobilfunknetz mit unendlichem Datenvolumen, auf dass dann jeder einen Dienst wie Spotify unbegrenzt und nicht bevorzugt nutzen kann. Die Folgen davon wären allerdings eine natürlich deutlich höhere Netzauslastung und/oder höhere Preise für mobile Datentarife.
Ob die Preise zwangsläufig höher sein müssten, ist so eine Frage. Es geht vielmehr darum, dass die Netzbetreiber gerne aus der Flatrate-Spirale herauskommen möchten. Die Pauschaltarife sorgen zwar für sichere Einnahmen, doch genauso sicher ist es, dass darüber hinaus wenig mit ihnen verdient werden kann. Die Netzbetreiber haben dementsprechend keinen Grund, ihre Nutzer zur Mehrnutzung zu animieren – schließlich haben sie davon nichts.
Die jetzt festgestellte Untergrabung der Netzneutralität ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Längst werden bei mobiler Datennutzung Voice-over-IP-Dienste und anderen bandbreitenhungrige Internetdienste ausgeschlossen. Funktionen wie Tethering und FaceTime sind bzw. waren trotz Verfügbarkeit auf Geheiß der Firmen nicht nutzbar.
Wenn mit dem Spotify-Angebot die Netzneutralität verloren geht, dann ist es nur eine weitere Episode in einem längst begonnenen Spiel.
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