Drei Tage New York, elf Termine mit Medien-Start-Ups, Giganten und Leuten, die etwas Neues ausprobieren. Eine Zwischenbilanz des Innovation Field Trips des Digital Journalism Fellowships von Malte Kirchner.
Seit knapp einem Jahr gehe ich zusammen mit 20 weiteren talentierten Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland der Frage nach, wie sich der Journalismus im digitalen Zeitalter weiterentwickeln, ja womöglich gar neu erfinden muss. Wir repräsentieren verschiedene Medienarten von Print über TV, Radio und Online – von der kleinen Lokalzeitung bis zúm bundesweiten Nachrichtenmagazin.
Nach diversen Seminaren in Hamburg und Berlin schauen wir uns in den USA in New York und San Francisco vor Ort an, was innovative Unternehmen auf die Beine stellen, wo sie die Zukunft sehen. Im ersten Teil in New York trafen wir u.a. Kollegen von Bloomberg, der New York Times, Axios und Civil. Wir sprachen mit dem Journalismusprofessor Jeff Jarvis, Kunstgaleristen und Journalisten, die Projekte jenseits des Journalismus gestartet haben.
Was wir gelernt haben: Auf komplizierte Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Auch in den USA haben Journalisten noch nicht den Stein der Weisen gefunden, wie Qualitätsjournalismus sich in Zukunft solide finanzieren kann. Die erfreuliche Erkenntnis ist, dass die Größe eines Medienunternehmens bei der Lösungssuche nicht ausschlaggebend ist. Viele der besuchten Projekte sind klein. Spezialisierung ist das Gebot der Stunde. Dabei sind flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege von Vorteil. Auch ist es meines Erachtens nicht nötig, in Weltmetropolen wie New York ansässig zu sein. Die Digitalisierung ist die Aufhebung der Geografie. Unerklärlich, dass das noch so wenige nutzen.
Was offen bleibt: Es gibt in der Medienwelt ein Netzwerk von Abhängigkeiten. Riesen wie Facebook, aber auch diejenigen, die News ein Gütesiegel geben wollen – wie Civil und Newsguard – benötigen zwingend diejenigen, die Nachrichten produzieren. Viele innovative Unternehmen konzentrieren sich aber eher darauf, wie der Distributionskanal verbessert werden kann oder dass Nachrichten zertifiziert sind. Die Produktion guter Inhalte steht offenbar noch zu wenig im Fokus der Bemühungen.
Was ich mitnehme: Für mich hat sich bestätigt, was ich mit eigenen Podcast-Projekten wie dem Apfelfunk schon selbst erlebe. Der Faktor Gemeinschaft (Community) wird im Mediengeschäft immer wichtiger. Die Konsumenten wollen nicht reine Empfänger sein, sie wollen mitreden (können). Dafür braucht es ein Miteinander auf Augenhöhe und mehr Demut der Produzierenden gegenüber ihren Lesern, Hörern und Zuschauern. Es ist ein krasser Kulturwandel für viele Medienschaffenden, ihre eigene Persönlichkeit zu exponieren, anfassbar (wenn auch nur im virtuellen Sinne) zu werden.
Nächste Station: San Francisco. Dort besuchen wir unter anderem Facebook, Instagram und Udacity.
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