Das Bedienen von Handys in den 90er Jahren war kein Zuckerschlecken. Dies hatte nicht nur mit den eingeschränkten Möglichkeiten bei Displays und Steuerung zu tun, sondern entsprang auch der augenscheinlich fehlenden Wertschätzung der Hersteller für die Betriebssoftware. Waren die ersten Handys funktionell sowieso auf das Nötigste beschränkt, traten die Defizite bei der Software mit neuen Features immer mehr zutage. Spätestens als die ersten UMTS-Handys in den 2000ern auf den Markt kamen, verzweifelte mancher – zurecht – an umständlichen Menüstrukturen und wenig intuitiver Steuerung. Mit dem Aufkommen der Smartphones, Ende der 2000er, ist die Wertschätzung für die Handysoftware glücklicherweise gestiegen – wunschlos glücklich können Benutzer deshalb aber längst noch nicht sein. Deutlich mehr zählten in den vergangenen Jahren noch die Hardware-Features. Apple und Google setzten gleichwohl auf beide Säulen: Hard- und Software.
Das Samsung Galaxy S3 markiert meines Erachtens einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte der Mobiltelefone. Das neue Flaggschiff der Koreaner macht nämlich primär mit Softwareinnovationen von sich reden. Die Hardware, die vergleichbar mit der von HTC und anderen Herstellern ist (sehr lesenswert ist dazu übrigens ein Artikel von Michael Spehr in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung), behält ihre Bedeutung, rückt aber im Marketing doch zusehends in den Hintergrund, wie auf der Samsung-Website zu sehen ist.
Im Mittelpunkt stehen allerlei Finessen, die dem Nutzer das Leben erleichtern sollen. Das Handy wird künftig aufmerksamer: Es achtet etwa darauf, ob der Nutzer tatsächlich auf den Bildschirm blickt und rückt Benachrichtigungen, die während der Abwesenheit aufgelaufen sind, zur rechten Zeit ins Blickfeld. Telefonnummern, die angezeigt werden, wählt das Gerät automatisch an, wenn es ans Ohr gehalten wird. Zugegeben: Bislang war es auch nicht schwer, eine erkannte Rufnummer zu wählen. Meist bedurfte es dazu nur eines Tastendrucks. Doch die Richtung ist klar: Es soll noch einfacher, noch komfortabler werden. Der Benutzer soll sich keinen Kopf darüber machen müssen, wie er zum Ziel kommt. Diese Arbeit soll einem das Smartphone abnehmen.
Jetzt wird es spannend, wie Apple darauf reagiert: Die letzte Neuerscheinung, das iPhone 4S, war auch schon nahe dran, von Softwareneuerungen dominiert zu sein. Das Hauptverkaufsargument Siri etwa ist vor allem eine Softwareinnovation, auch wenn Apple beteuert, dass ein spezieller Geräuschefilter im Gerät eingebaut ist, weshalb Siri nicht für ältere Geräte angeboten wird.
Im Juni findet die World Wide Developers Conference (WWDC) statt: Sie wird vermutlich dazu genutzt, die nächste große Version von iOS, erstmalig vorzustellen. Sollte auch Apple zukünftig mehr auf die Software setzen, wird die Katze aber wohl erst mit der Präsentation des nächsten iPhone aus dem Sack gelassen. Wir dürfen gespannt sein.