Ein US-Amerikaner kann es nicht verstehen, dass ihn Siri nicht versteht. Und weil er das nicht verstehen kann, hat er jetzt Apple verklagt. Ein Schritt, den viele im Netz nicht verstehen.
Gegenstand der Klage ist das Werbeversprechen Apples, das die Sprachassistentin im iPhone 4S die Nutzer versteht. Genau dies, so der Befund des Klägers, trifft nämlich eben nicht zu – zumindest nicht immer. Wer häufig mit Siri arbeitet, wird davon ein Liedchen singen können. Aber mal anders gefragt: Verstehen uns nicht auch unsere Mitmenschen manchmal falsch?
Christian Wolf auf Basic Thinking:
Für mich klingt die Sache schlussendlich wie das bittere Ende der ersten Verliebtheit: Die rosarot eingefärbte Brille wird wieder klar und offenbart plötzlich vorhandene Fehler und Macken, die vorher hinter einem blinden Fleck verborgen geblieben sind. Und enttäuschte Liebe kann bekanntermaßen heftige Reaktionen hervorrufen. Sollte das Verfahren sogar als erfolgreicher Präzedenzfall enden, könnte es noch ziemlich teuer werden für Apple.
Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Sollte diese Klage Erfolg haben, wäre das ziemlich schlecht für Apple als Ganzes. Schließlich lieben viele Kunden Apple nicht nur wegen ihrer ausgereiften Produkte, sondern auch wegen der Art, sie zu verkaufen. Steve Jobs wurde schließlich nicht vergöttert, weil er den ersten Mac zusammengeschraubt hat (was Steve Wozniak erledigt hat) – er wurde vor allem dafür bewundert, wie er die Produkte an den Mann (und die Frau) brachte.
Christian Wolf amüsiert sich über die Amerikaner. Aber hier in Europa geht es ja gerade nicht besser zu: Kürzlich berichteten wir an dieser Stelle über den angeblichen LTE-Etikettenschwindel, den bereits einige Deutsche vor Veröffentlichung des neuen iPads beanstandeten.
Wir sind hier schnell bei der Frage: Was darf Werbung versprechen und was muss sie halten? Diese Frage ist durchaus berechtigt, wenn es um falsche Versprechen geht. Aber hier geht es doch eher darum, dass Kunden Werbung blind vertrauen, dass sie nicht mehr testen oder kritisch hinterfragen und sich nicht informieren.
In Amerika gibt es bei Werbespots diese Einblendungen, wenn Autos etwa durch Kornfelder fahren: „Zur Nachahmung nicht empfohlen.“ Wollen wir das bald auch bei Apple-Produkten sehen? Ein klares Nein!